Schlechte Rahmenbedingungen hin oder her – es gibt viele Fachkräfte, die gerne und mit viel Engagement in der stationären Altenpflege arbeiten. Drei von ihnen stellen wir vor.
Altenpfleger mit Herz
Eine Facharbeiterstelle beim Autobauer Volkswagen aufzugeben, heißt in Ostfriesland, auf einen Lottogewinn zu verzichten. Sascha Sandhorst hat trotzdem richtig entschieden: Über den zweiten Bildungsweg wechselte der 47-Jährige in die Altenpflege – in einen Beruf, in welchem er seine Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinversetzen zu können, voll einbringen konnte.
Im Laufe der Zeit stieg der Ostfriese sogar zur Pflegedienstleitung und stellvertretenden Heimleitung auf.
Doch dann merkte Sascha Sandhorst, dass er sich übernommen hatte und seinen eigenen Ansprüchen nicht mehr gerecht wurde. Rechtzeitig, bevor das innere Feuer für den Traumberuf Pflege erloschen war, entschied er wieder richtig: Er gab die Leitungsfunktion auf und kehrte zurück an die Basis. Dort war es ihm besser möglich, seine ungebrochene Fähigkeit zum Mitfühlen, Mitleiden und Miterleben wieder voll einzusetzen.
Sascha Sandhorst arbeitet heute auf der Geriatriestation eines Krankenhauses in Aurich. Sein beruflicher Lebensweg war stets von der Überzeugung geprägt, dass es nicht entscheidend ist, welche Arbeit man ausführt – wichtig ist, dass sie einen glücklich macht und zufriedenstellt.
Wichtig und motivierend zugleich war dem frohsinnigen Norddeutschen diese Erkenntnis: Wenn sich eine Tür schließt, dann öffnet sich irgendwo eine neue.
Die Höhen und Tiefen seines Berufslebens hat Sascha Sandhorst nun in einem Buch niedergeschrieben: „Altenpflege mit Herz“ heißt es treffenderweise. Mit Witz, Ernsthaftigkeit und Fantasie gibt er Berufskollegen darin viele Anregungen, wie man den Pflegealltag für Bewohner und sich selbst schon mit kleinen Veränderungen erheblich erleichtern kann.
Sascha Sandhorst, 47, ist Autor des Buchs „Altenpflege mit Herz“
Auf Augenhöhe mit den Bewohnern
Jacqueline Boss betreut als selbstständige Dentalhygienikerin Heimbewohner, bei denen die Mundhygiene erschwert ist. Wenn die 51-jährige Schweizerin einen Senioren besucht, geht es zunächst darum, Vertrauen herzustellen.
„Ich spreche immer auf Augenhöhe mit dem Bewohner“, sagt Jacqueline Boss. „Wenn jemand zum Beispiel im Rollstuhl sitzt, gehe ich in die Hocke. Ich erkläre dann ruhig und deutlich, wer ich bin und dass ich gerne mal in den Mund schauen möchte. So lässt sich häufig viel erreichen.“
Jacqueline Boss gibt zudem Kurse in Alterszahnpflege für Pflegefachpersonen, denn diese sind in ihrer Ausbildung meist unzureichend auf das Thema vorbereitet worden.
„Vielen ist die Notwendigkeit einer fachgerechten Mundpflege nicht klar“, so Jacqueline Boss. „Ich ermuntere das Pflegepersonal immer wieder, sich gegenseitig die Zähne zu putzen, einander Rückmeldungen zu geben und auf diese Weise Erfahrungen zu sammeln. So gelingt es oft, Pflegende zu sensibilisieren. Und dann ist Üben, Üben, Üben die beste Voraussetzung, um sich bei der Zahnpflege sicher zu fühlen.“
Jacqueline Boss, 51, ist diplomierte Dentalhygienikerin aus der Schweiz
Mit Studium in der Altenpflege
Elisabeth Fay ist als Altenpflegerin mit akademischem Abschluss bei einem ambulanten Pflegedienst in München beschäftigt – ihre Hauptaufgaben sind die Personalentwicklung und das Qualitätsmanagement.
„Das sind spannende Tätigkeiten, bei denen ich meine im Studium erworbenen Fähigkeiten voll einbringen kann“, sagt Elisabeth Fay. Die 30-Jährige hatte ursprünglich ein duales Pflegestudium absolviert, das die Ausbildung zur Altenpflegerin und eine akademische Qualifizierung integrierte. Sie hing dann noch ein Master-Studium an, das sie in Kürze abschließen wird.
Elisabeth Fay arbeitete nach Abschluss des Bachelor-Studiums zunächst als Praxisanleiterin in einem Münchner Pflegeheim. In dieser Funktion war sie Ansprechpartnerin für alle Pflege-Auszubildenden im Haus und Koordinatorin der praktischen Ausbildung. Um diese zu verbessern, gestaltete Elisabeth Fay Workshops für Auszubildende und konzipierte gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen den Aufbau einer Ausbildungsstation.
„Ich bin gespannt, wie meine berufliche Zukunft aussehen wird. Sicher ist, dass auch das Masterstudium zu meiner persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung beigetragen hat. Mein Ziel ist jedenfalls klar: Ich möchte die Altenpflege voranbringen.“
Elisabeth Fay, 30, ist Qualitätsmanagerin bei einem ambulanten Pflegedienst in München