„Zu jeder Wohnung gehört eine kleine Küche“
Interview: Stephan Lücke
Foto: Silke Frank (cts)
Im saarländischen Sulzbach ist im vergangenen Herbst die deutschlandweit erste Pflegeeinrichtung nach dem Konzept des KDA-Quartiershaus der fünften Generation eröffnet worden. Über die Vorteile dieses neuen „Heimtyps“ sprachen wir mit dem Direktor des Geschäftsbereichs Altenhilfe der Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken (cts), Stephan Manstein.
Herr Manstein, welche Vorteile bietet die neue Einrichtung in Sulzbach, die andere Heime nicht bieten?
Die Caritas Trägergesellschaft Saabrücken betreibt mit großem Erfolg sieben ihrer 13 Häuser im Hausgemeinschaftsmodell. Erfolg heißt: Gerade diese sieben kleinen Häuser verzeichnen eine ausgezeichnete Nachfrage – und das trotz relativ hoher Kosten für die Bewohner. Das ist nur möglich durch hohe Qualität. Die KDA-Quartiershäuser der fünften Generation sind nun die konsequente Weiterentwicklung dieses Konzepts, und zwar an zwei Stellen. Erstens: Pantryküchen bedeuten eine weitere Steigerung des Aspekts der Privatheit. Zu jeder Wohnung gehört eine kleine Küche. Deshalb sprechen wir auch nicht mehr von Pflegezimmern, sondern von Appartements. Menschen wollen entscheiden, welche Zeit sie in Gemeinschaft und welche in den eigenen vier Wänden verbringen wollen. Im Quartiershaus der fünften Generation haben sie die Gelegenheit dazu. Auch wenn sie selbst gar nicht mehr kochen können, dann kann dennoch auch einmal mit Angehörigen eine Kleinigkeit zubereitet und gemeinsam gegessen werden.
Und zweitens?
Zweitens ist die bewusste Einbindung des Hauses ins Gemeinwesen der Stadt deutlich von Vorteil für die Bewohner. Dies wird erreicht durch die zentrale Lage, durch das offene Haus und durch den sogenannten Treffpunkt der Generationen im Erdgeschoss namens „Tante Anna“. Hier gibt es viele verschiedene Angebote für Bewohner des Hauses und Bewohner des Gemeinwesens. Zudem ist eine Arztpraxis angeschlossen, was natürlich auch Vorteile bietet.
In der Fachwelt wird kritisiert, dass Pantryküchen in jedem Appartement unnötig hohe Kosten verursachen, da die zunehmend pflegebedürftigen Bewohner ohnehin größtenteils nicht selbst kochen. Was sagen Sie dazu?
Einige Kritiker haben das Thema Pantryküchen aus meiner Sicht fehlinterpretiert – weil sie offenbar der einhelligen Meinung sind, dass immer hinfälliger werdende Bewohner eines Seniorenhauses keine eigene Küche brauchen, weil sie nicht mehr in der Lage sind, zu kochen. Sie haben dabei jedoch den Aspekt übersehen, dass auch die Angehörigen dort kochen können und man den Bewohnern auch so eine viel größere Privatheit ermöglicht. Ich muss es nochmal sagen: Zu einem eigenen Appartement gehört einfach eine eigene Küche dazu.
Die Einrichtung wurde im September 2016 eröffnet. Welches Zwischenfazit können Sie heute ziehen?
Die Einrichtung ist ein voller Erfolg und war bereits nach zwei Monaten zu mehr als zwei Dritteln belegt. Wir haben mehr Nachfrage, als wir derzeit aufgrund des Fachkräftemangels belegen wollen.
Herr Manstein, vielen Dank für das Gespräch.
Stephan Manstein, 55, ist Direktor des cts-Geschäftsbereichs Altenhilfe