Es bleibt noch viel zu tun
Text: Dr.Markus Mai
Foto: Landespflegekammer Rheinland-Pfalz
Seit einem Jahr ist die Landespflegekammer Rheinland-Pfalz tätig. Was konnte bislang auf den Weg gebracht werden, und welche Herausforderungen sind noch zu meistern? Kammerpräsident Dr. Markus Mai zieht ein vorläufiges Resümee.
Die Landespflegekammer Rheinland-Pfalz hat zum 1. Januar 2016 ihre Arbeit aufgenommen. Als erste Pflegekammer in Deutschland haben wir Geschichte geschrieben und wahre Pionierarbeit geleistet. Was bis heute aufgebaut und erreicht wurde, kann sich sehen lassen.
Auf der anderen Seite liegt noch ein langer Weg vor uns, um den Pflegeberuf in Selbstverwaltung gemeinsam zu gestalten. Wir müssen auch anerkennen, dass wir noch nicht jede Pflegeperson in Rheinland-Pfalz vom Nutzen der Kammer überzeugen konnten. Auch an dieser Herausforderung arbeiten wir kontinuierlich.
Eine Pflegekammer entsteht nicht von heute auf morgen. Der Aufbau einer Kammer erfordert einen langjährigen Prozess, der in vier Phasen unterteilt werden kann. Am Anfang steht die Phase der Vorbereitung.
In allen Bundesländern gibt es aktuell Aktivitäten, die der Vorbereitungsphase zugerechnet werden können. Es werden zahlreiche Gespräche mit der Politik geführt, es werden Aktionen durchgeführt, um die Berufsgruppe zu mobilisieren, es werden Petitionen auf den Weg gebracht.
Ziel dieser Bemühungen ist es, die Politik und die Berufsangehörigen davon zu überzeugen, dass es sinnvoll ist, eine Pflegekammer einzurichten. Wenn dies gelungen ist, beginnt das Gesetzgebungsverfahren zur Errichtung einer Pflegekammer.
Rheinland-Pfalz ist das erste Bundesland, in dem die Vorbereitungsphase erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Die darauf folgende einjährige Gründungsphase konnte in Rheinland-Pfalz ebenfalls erfolgreich abgeschlossen werden. Die eigentliche Arbeit der Kammer begann mit der Aufbauphase, die am 1. Januar 2016 startete und voraussichtlich bis 2020 andauern wird.
Wichtig ist in dieser Phase, dass sich die Kammer positioniert. Sie muss für Akzeptanz sorgen und Wege finden, um mit den Pflegenden im Land, mit der Politik und mit den Verbänden in einen konstruktiven Dialog zu treten. Aufgabe der Kammer ist es während dieser Aufbauzeit, einen berufsrechtlichen Rahmen für die Mitglieder festzulegen. Jedes Mitglied ist willkommen, sich hier mit seinen individuellen Vorstellungen einzubringen.
Die Landespflegekammer Rheinland-Pfalz ist seit 1. Januar 2016 im Vollbetrieb. Sie hat derzeit 38 000 voll registrierte Mitglieder, was eine eindrucksvolle Zahl ist. Insgesamt gibt es in Rheinland-Pfalz rund 41 000 Pflegefachpersonen; es sind also noch nicht alle Mitglieder vollständig registriert. 72 Prozent der Kammermitglieder kommen aus der Gesundheits- und Krankenpflege, 20 Prozent aus der Altenpflege und acht Prozent aus der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege.
Die Landespflegekammer Rheinland-Pfalz ist eine hochdemokratische Organisation. Die rund 40 000 Mitglieder wählen Abgeordnete, die der Vertreterversammlung angehören. Dieses „Parlament der Pflege“ besteht in Rheinland-Pfalz aus 81 Personen. Die Vertreterversammlung wählt Ausschüsse, Arbeitsgruppen, Beiräte und den Vorstand, der eine Geschäftsstelle in der Landeshauptstadt Mainz unterhält. Mit der Unterhaltung einer Geschäftsstelle ist sichergestellt, dass das operative Geschäft nicht mehr wie zuvor ausschließlich ehrenamtlich stattfindet.
Die Vertreterversammlung der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz ist bisher an sechs Sitzungstagen zusammengekommen und hat sich sowohl mit strukturellen als auch mit fachlichen Fragestellungen auseinandergesetzt. Das Parlament hat sich beispielsweise zur Generalistik und zur Personalbemessung positioniert.
Darüber hinaus wurde eine Hauptsatzung, eine Beitragsordnung und eine Entschädigungsordnung verabschiedet. Zudem fanden Vorstandswahlen statt und es wurden Ausschüsse und Arbeitsgruppen gebildet.
In den Ausschüssen und Arbeitsgruppen (AG) findet die eigentliche inhaltliche Arbeit der Kammer statt. Kolleginnen und Kollegen kommen in diesem Rahmen zusammen und bringen Fachexpertise in die jeweiligen Fragestellungen ein. Die „AG Berufsfeldentwicklung“ arbeitet beispielsweise an der Frage, wie sich die Pflege als Beruf weiterentwickeln sollte. Weitere AG beschäftigen sich mit den Themen Langzeitpflege, Öffentlichkeitsarbeit und Berufsordnung. Der Pflegenachwuchs ist in der „AG Junge Kammer“ organisiert.
Pflegekammern verfolgen das Ziel, für Autonomie und Selbstverwaltung der Berufsgruppe zu sorgen, eine starke pflegerische Profession zu etablieren und Vertrauen innerhalb der Gesellschaft zu gewährleisten. Elementares Ziel ist die Schaffung einer den Landespflegekammern übergeordneten Bundespflegekammer, um Einfluss auf Bundesebene nehmen zu können. Dies würde die Möglichkeit eröffnen, als Berufsgruppe geschlossen an Richtlinien des G-BA mitzuwirken und damit etwa Einfluss zu nehmen auf die Personalausstattung auf Intensivstationen.
Das alles zeigt: Die Pflegekammer ist kein Selbstzweck, sondern Konsequenz einer starken pflegerischen Berufsgruppe.
Dr. Markus Mai ist Präsident der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz und Leiter der Stabsstelle Gesundheits- und Sozialpolitik in der Zentrale der BBT-Gruppe. Mail: markus.mai@pflegekammer-rlp.de
Karte: GettyImages.com/ bgblue
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