Wo stehen Schleswig-Holstein und Niedersachsen?
Text: Patricia Drube und Iris Meyenburg-Altwarg
Karte: GettyImages.com/ bgblue
In Schleswig-Holstein und Niedersachsen ist die Errichtung von Landespflegekammern in vollem Gang. Über den aktuellen Stand informieren die Vorsitzenden der beiden Gremien, die die Aufbauarbeit leisten.

Vor gut einem Jahr hat sich der Errichtungsausschuss der Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein konstituiert. Seitdem waren wir vollauf damit beschäftigt, eine handlungs- und geschäftsfähige Körperschaft zu werden.
Heute haben wir eine fundierte Arbeitsstruktur, nehmen als Körperschaft des öffentlichen Rechts am Geschäftsverkehr teil und haben einen knappen, aber insgesamt ausreichenden Haushalt. In unserer Geschäftsstelle in Neumünster haben wir ein großartiges Team aufgebaut, das uns in die Lage versetzt, unsere Hauptaufgabe – die Registrierung und Wahl – unter Beachtung aller rechtlichen Rahmenbedingungen, wahrzunehmen.
Und: Wir haben einen – wie ich finde – sehr guten, informativen Internetauftritt: www.pflegeberufekammer-sh.de
Die größten Herausforderungen sind allerdings die, in denen wir gerade stecken: Erstens die Registrierung von über 25 000 Pflegefachpersonen und zweitens die Motivierung dieser Personen, sich aktiv an der Kammerwahl zu beteiligen. Hier gibt es diverse Hindernisse zu überwinden: Auch in Schleswig-Holstein sind hartnäckige Fake-News im Umlauf, die bei vielen Pflegenden eine Angst- oder Abwehrreaktion hinsichtlich der Registrierung auslösen. Problematisch ist auch, wenn in den Betrieben an Schlüsselpositionen Kammergegner sitzen. Diese verhindern meist, dass unsere Informationen die Mitarbeiter erreichen.
Um den Herausforderungen zu begegnen, sprechen wir immer wieder offensiv die Gesundheitseinrichtungen an und bieten Informationsveranstaltungen
vor Ort. Glücklicherweise wird dieses Angebot immer häufiger angenommen. Denn: Wirklich informieren kann man nur im direkten Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen – das wird uns immer wieder klar.
Durch die Informationsarbeit ist mir selbst bewusst geworden, in welch großartiger Phase wir uns gerade befinden: Das Kammergesetz stellt uns eine Institution zur Verfügung, die wir als Pflegende „beziehen“ können, um darüber einerseits unsere Berufsausübung selbst zu bestimmen und andererseits im Gesundheitswesen unsere beruflichen Positionen mit Wirkmacht zu vertreten. Das ist eine riesige Chance!
Allerdings liegt es nicht jedem, bei Null anzufangen. Manche Menschen treten lieber in bestehende Strukturen hinein, als neue aufzubauen. Immer wieder werden uns derzeit Fragen gestellt wie etwa zur Höhe des Kammerbeitrags, darauf gibt es jedoch noch keine Antworten, denn noch ist nichts entschieden. Jeder kann für die Wahl kandidieren und selbst in der Kammerversammlung mitentscheiden.
Oder er kann sich zumindest an der Wahl beteiligen und dafür sorgen, dass diejenigen die Entscheidungen treffen, von denen er sich vertreten weiß. Die Pflegeberufekammer ist nicht irgendetwas, das uns von außen übergestülpt wird. Sie ist eine Institution, die wir als professionell Pflegende „bewohnen“ und gestalten.
Die Pflegeberufekammer – das sind wir!
Patricia Drube ist Vorsitzende des Errichtungsausschusses der Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein. Sie ist Altenpflegerin und Referentin für Langzeitpflege und Unternehmerin beim Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordwest

In Niedersachsen ist die Errichtung der Pflegekammer in vollem Gang. Ein wesentlicher Meilenstein war der Start der Gründungskonferenz im Sommer 2015 mit 25 ehrenamtlichen Mitgliedern und ihren Vertretern aus allen Berufsfeldern der Pflege. In diversen Arbeitsgruppen nahmen sie ihre Arbeit auf und bereiteten alle notwendigen Entscheidungsvorlagen für den Errichtungsausschuss vor.
Zahlreiche Informationsveranstaltungen fanden in ganz Niedersachsen statt. Im Dezember 2016 wurde dann endlich das erforderliche Kammergesetz im Landtag verabschiedet. Die Freude war groß, denn jetzt war klar, dass es weitergeht und die Mühe sich gelohnt hatte. Die nächste Stufe – der Errichtungsausschuss – rückte in greifbare Nähe.
Am 27. März findet die erste gemeinsame konstituierende Sitzung des Errichtungsausschusses statt. Der Errichtungsausschuss wurde durch das niedersächsische Gesundheitsministerium berufen. Es besteht aus 20 Mitgliedern und ihren Vertretern aus allen Berufsfeldern der Pflege. Im Errichtungsausschuss können eigenständig erste Entscheidungen zur Vorbereitung der Kammer getroffen werden.
Die Vorfreude der Mitglieder auf die bevorstehende einjährige Arbeit im Errichtungsausschuss ist groß. Wir alle werden gemeinsam unsere individuelle Expertise einbringen, damit die Pflegekammer Niedersachsen eine Erfolgsgeschichte wird. Anfang April werden wir die bereits ausgesuchten Büroräumlichkeiten für den Errichtungsausschuss in Hannover beziehen. Damit schaffen wir die Voraussetzung , um für die Pflegenden in Niedersachsen vor Ort und am Telefon für Fragen und Informationen zur Verfügung zu stehen.
Während die Mitglieder des Errichtungsausschusses weiterhin ehrenamtlich tätig sind, wird es auch erstmals festangestellte Personen geben. Eine der wesentlichen Aufgaben sind – neben einer umfassenden Öffentlichkeitsarbeit – die Vorbereitungen für die erste Wahl der Kammerversammlung, um dadurch die Voraussetzungen einer funktionierenden Kammer zu schaffen.
Unser klar formuliertes Ziel ist es, die professionell Pflegenden in Niedersachsen umfassend zu informieren und dafür zu gewinnen, sich für die erste Kammerwahl registrieren zu lassen sei es als potenzielle/r Kandidat/in für die Kammerversammlung oder um als Wähler in das Wählerverzeichnis aufgenommen werden zu können. Das ist eine gute Chance für alle Pflegenden im Land, persönlich zu entscheiden, wer sie in der künftigen Pflegekammer Niedersachsen vertritt.
Je mehr Pflegende im ersten Quartal 2018 zur Wahl gehen, desto stärker und konsequenter kann die Kammer ihre Bedürfnisse wahrnehmen und vertreten. Mit den geschätzten 70 000 Mitgliedern besteht ein riesiges Potenzial, die Bedürfnisse der Berufsgruppe zu artikulieren und Möglichkeiten zu finden, die Rahmenbedingungen zu verbessern.
Wenn die Pflegenden in Niedersachsen mitentscheiden wollen, wer sich für ihre beruflichen Belange einsetzt, sollten sie den Deutschen Pflegetag 2017 nutzen, um aktuelle Informationen zu allen Pflegekammern in Deutschland zu erhalten! Wir als Vertreter der Kammern aus Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein freuen uns am gemeinsamen Stand auf konstruktive Gespräche.
Iris Meyenburg-Altwarg ist pflegerische Geschäftsführerin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Sie ist Vorsitzende des Gründungsausschusses zur Errichtung einer Pflegekammer in Niedersachsen
Foto: Landespflegekammer Rheinland-Pfalz
Das hat die Kammer für mich getan!